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Klettersteigtour im Allgäu

31.08.2021

Bereits vor Antritt unserer Reise zur Klettersteigtour ins Allgäu musste die stehende Planung geändert werden. Aufgrund eines Streiks der Lokführer fiel der eigentlich für Donnerstagmorgen gebuchte Zug aus. Um dennoch die vier Tage möglichst vollumfänglich nutzen zu können, entschieden wir uns kurzfristig noch Mittwochabend gen Alpen aufzubrechen.

Der Fahrplan versprach eine reibungslose, wenn auch anstrengende Bahnfahrt über Nacht. Dass die Fahrt dann doch nicht ganz ohne weitere Zugausfälle verlief, minderte unsere Vorfreude und gute Laune kein Stück. Schnell waren Alternativen gefunden und die Aufenthalte mit sinnvollen Beschäftigungen wie einem Frühstück in Immenstadt verbunden.

Donnerstag

Leicht gerädert aber dennoch bestens gelaunt, erreichten wir, eine Gruppe aus 6 begeisterten Wanderern/Kletterern/Alpenfreunde, unser erstes Ziel: Oberstdorf.

Begleitet von Sonnenschein und 25 °C ging es von hier zur ersten Gipfeltour. Gut 850 Höhenmeter später erreichten wir den Riefenkopf (1749m) mit einer sagenhaften Aussicht, welche uns einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage geben sollte.

Den Hahnenköpfle links liegenlassend stiegen wir über die Lugenalpe zur anderen Seite ins Oytal ab. Nach kurzer Pause zur Bekämpfung des Durstes und Kuchenhungers ging es zurück nach Oberstdorf. Aufgrund der vorangeschrittenen Erschöpfung und Müdigkeit entschieden wir uns für den Rückweg für Tretroller. Diese machten auch aus dem rein auf einer Asphaltstraße entlangführendem Weg noch einen Spaß.

Geschafft vom ersten Tag erreichten wir leicht verspätet unsere Unterkunft in Hirschegg im Kleinwalsertal. Hier wurden wir von Bärbel und Werner, den Gastwirten der Schwabenhütte, freundlich begrüßt und sofort zum Abendessen eingeladen.

Freitag

Nach einer schlafreichen Nacht und einem reichhaltigen Frühstück machten wir uns auf zur ersten Klettersteigtour.

Nach einem schweißtreibenden Aufstieg durch das Wildertal zum Kemptner Tor erwartete uns der Einstieg zum Mindelheimer Klettersteig. Aufgrund unseres Aufstiegs aus dem Kleinwalsertal stiegen wir erst später in den Klettersteig ein und mussten somit auch nur wenigen entgegenkommenden Kletterern ausweichen. Darunter auch Fuldaer Kletterer, welche uns anhand eines Lolls-Lauf-T-Shirts erkannten und bereits von weitem lächelnd grüßten.

Über unzählige Auf- und Abstiege, Leitern und einer Leiterbrücke führte uns der Steig über den Grat der drei Schafalpenköpfe - den Südlichen (2193m); Mittleren (2301m) und den Höchsten Schafalpkopf (2321m). Mit Passagen der Schwierigkeit C zwar eher moderat, so verlangt unsere Kletterzeit von rund 4 Stunden doch einiges an Ausdauer ab, gerade weil auch heute wieder super sonniges Wetter und angenehme Temperaturen zum Schwitzen anregten.
Den Klettersteig gemeistert stiegen wir am späten Nachmittag zur Fidererpasshütte ab und erfrischten uns erst einmal mit einem kalten Getränk, bevor es zurück ins Tal ging.

Trotz erneuter deutlicher Verspätung wurden wir herzlich von Werner, in dessen Augen  wir doch recht erschöpft auszusehen und schnellstens eine Stärkung zu benötigen schienen, mit einem leckeren Marillenbrand begrüßt. Nach dieser Stärkung bat uns Bärbel auch wieder direkt zu Tisch und verwöhnte uns erneut mit einem sehr guten Abendessen.

Samstag

Nach Begehung des Mindelheimer Klettersteigs sollte es heute zum etwas anspruchsvolleren Klettersteig an die Kanzelwand, dem Zweiländer-Sportklettersteig, gehen. Auch für heute ist ein traumhaftes Wetter ohne jegliches Gewitterrisiko vorhergesagt.

Nach zweimaliger deutlicher Überschreitung der vom Tourenführer Michael genannten Gehzeit, wurde der für heute genannten Gehzeit von 3 h von der Gruppe deutliche Skepsis entgegen gebracht und amüsiert über die tatsächliche Gehzeit spekuliert.

Nach langen und anstrengenden Vortagen brachten wir dennoch schnell gut 800 Höhenmeter unter uns und erreichten nach kurzer Rast am Gipfel der Kuhgehrenspitze (1910m) die Kanzelwand.

Angekommen am Einstieg des Klettersteigs zeigten uns Passagen im Schwierigkeitsbereich bis D direkt, dass uns dieser Steig mehr abverlangen würde. Sehr unterschiedliche Techniken, wie das Klettern auf Reibung an glatten Wänden, das Ausfindig machen und Treten von kleinen Tritten sowie das Klettern steiler Passagen machten die gut 1:45 h lange Begehung zu einem sehr abwechslungsreichem aber auch anstrengendem Unternehmen.

Den Ausstieg erreicht, befanden wir uns direkt am Gipfel der Kanzelwand auf 2059m.

Die Konzentration vom Klettersteig wich auf der Stelle dem Stolz den Klettersteig gemeinsam noch unter der angegebenen Zeit von etwa 2 h „bezwungen“ zu haben.

Nach kurzer getränke- und Kuchentechnischen Erfrischung am Panoramarestaurant machten wir uns auch schon wieder auf den Rückweg. Um nicht das dritte Mal in Folge bei unseren Gastwirten durch eine Verspätung in Ungnade zu fallen, nahmen wir talabwärts die Kanzelbahn. Dadurch kehrten wir rechtzeitig zum Abendessen an unserem dritten Tourentag zur Schwabenhütte zurück.

Gemütlich ließen wir unseren letzten Abend auf der Schwabenhütte in angenehmer Gesellschaft ausklingen und wurde von einem sternenklaren Himmel mit leuchtenden Sternschnuppen belohnt.

Sonntag

Am Sonntag, dem letzten Tag unserer Tour, sollte es etwas ruhiger angehen. Nach dem Frühstück wurden die Rucksäcke gepackt. Dies führte noch immer zum Teil zu großem Erstaunen, da es scheinbar unmöglich erschien oder an einen Zaubertrick erinnern ließ, wie in den im Vergleich zu allen Teilnehmer kleinsten Rucksack doch so viel untergebracht werden konnte, ohne dass etwas fehlte. Doppelter Boden; spezielle Falttechnik oder doch ein anderes Geheimnis? - Wildeste Spekulationen darüber belustigte unsere Gruppe nach der Verabschiedung von Bärbel und Werner  und begleitete die Busfahrt nach Oberstdorf.

Hier angekommen folgten wir dem Verlauf des Faltenbachs zur Seealpe. Erneut traumhaftes Wetter brachte uns auch heute wieder ordentlich ins Schwitzen. So kam es nur gelegen, nach Abstieg zurück nach Oberstdorf, die verbleibende Zeit am kristallklaren und erfrischend kalten Faltenbach zu verbringen.

Die Rückfahrt mit der Bahn verlief dieses Mal problemlos.

Alles in allem war diese Tour sowohl von der Tourenplanung, sowie dem Glück mit dem Wetter aber vor allem aufgrund der super harmonierenden und immer gut gelaunten Gruppe vom ersten Moment an einfach nur gelungen.

Ein besonderes Dankeschön an die Wirtsleute Bärbel und Werner von der Schwabenhütte, die uns bestens versorgt und vor allem immer geduldig auf uns gewartet haben.