© DAV Bad Hersfeld

Der Hubschrauber konnte nicht fliegen

15.09.2020

Am 15. Juni 2020 starteten sieben Mitglieder vom Deutschen Alpenverein (DAV) Sektion Bad Hersfeld zur Sudentendeutschen Hütte bei Matrei in Osttirol zum jährlichen Arbeitseinsatz.

Der Alpenverein Bad Hersfeld vereinbarte 1986 die Patenschaft mit der Sektion Sudeten (Heute Schwaben).

Der Einsatz war für eine Woche früher geplant. Wegen der Aufhebung der Einreisebeschränkungen nach Österreich wurde erst am 15.06.2020 gestartet.
Der Aufstieg von der von der Äußeren Steiner Alm erfolgte im strömenden Regen.

Nach über 3 Stunden Aufstieg wurden die sieben Jungs von den absolut netten Bewirtschaftern der Hütte, Kami und Lemi aus Nepal, begrüßt. Der Trockenraum wurde voll belegt, ein Teilnehmer übernahm das Einheizen; Im Laufe der Woche konnte der Raum als kleine Sauna genutzt werden. Da bekannt war, dass die Grundversorgung der Hütte per Helikopter noch nicht erfolgte; bekam jeder „Arbeiter“ noch ein paar Flaschen auf sein Gepäck dazu, und der erste Abend war gerettet.

Hauptaufgabe in der Woche sollte die Unterstützung von heimischen Unternehmern bei der Demontage der Photovoltaik- Anlage und der alten Seilbahn sein.

Ein Teilnehmer hatte eine Drohne mit im Gepäck, so wurden Aufnahmen von der DAV – Hütte geschossen, die so bisher nicht möglich waren. Ein Drohnen - Flugverbot gibt es in diesem Gebiet nicht.

Nach aktiver Instandsetzungsarbeit in und an der Hütte, gab es auch genügend Zeit eine Bergtour in Richtung kleiner Muntanitz anzugehen.

Die Gipfelstürmer: Jörg Machill, Alexander S. Weissmann, Martin Herbst, Christian Roth und Fotograf Hartmut Otto auf über 3.000 m Höhe. Kurz vor dem Gipfel musste die Seilschaft allerdings abbrechen, da die Überschreitung der Schneewächten ein zu hohes Risiko bedeutete.

Die plötzlichen Wetterveränderungen verhinderten Tagestouren. Hier ist die Sudetendeutsche Hütte von der Bergseite zu sehen. Direkt an der Hütte ein Feuerlöschteich. Auf dem Rückweg vom „Glocknerblick“ Peter Ziegler (re.) und Heinrich Nitz.

Immer wieder tolle Einblicke in die Alpenwelt: hier Richtung Südtirol und Großvenediger.

Die Brennholzschaffung ist immer eine Arbeit, die auch bei schlechtem Wetter erledigt werden kann. Hier im Element Christian Roth mit einer frisch geschärften Akku-Motorsäge.

Die Reinigung der 4 Wasserbehälter gehört zu den jährlichen Arbeiten der Einsatzgruppe. Hier der Hüttenbeauftragter vom Alpenverein Hersfeld Hartmut Otto beim Putzen in einem Behälter der ca. 1,5 m³ Wasser speichern kann.

Überraschung am Morgen: über Nacht kamen über 5 cm Neuschnee auf den Bereich der Hütte nieder. Außenarbeiten waren erstmal nicht möglich und der geplante Hubschraubereinsatz musste wieder abgesagt werden.

Die Hoffnung des Hüttenwirtes und der Arbeitsgruppe lag nun auf den Freitag der Woche; die positiven Voraussetzungen waren gegeben: die notwendigen Materialen waren auf einem LKW in der Nähe von Mattrei verladen und die Witterung hatte sich insoweit verbessert, dass der Hubschrauber fliegen konnte. Der Hubschrauber befand sich auf dem Anflug zur Übernahmestelle; der LKW auf der Anfahrt zum Hubschrauberlandeplatz. Kurz vor dieser Stelle konnte der unerfahrene Fahrer den LKW nicht mehr auf den Fahrweg halten und rutschte in einen Abhang.

Die freiwillige Feuerwehr der Region war im mehrstündigen Einsatz, um LKW und Waren wieder auf dem Fahrweg zu bekommen. Allerdings war das Zeitfenster für den Heli damit wieder geschlossen und der Transport zur Hütte konnte an diesem Wochenende nicht mehr erfolgen.

Die Arbeitsgruppe hat dann beschlossen, einen Tag früher als geplant die Heimreise anzutreten. An dem Abschiedsabend wurden die sieben Einsatzkräfte noch einmal mit nepalesischen Gerichten von den Hüttenehepaar verwöhnt.

Am nächsten Morgen war die Landschaft um die Hütte erneut mit ca. 10 cm Neuschnee eingepudert. Dennoch galt es Abschied zu nehmen und den Abstieg anzugehen.

Abschied im Schneegestöber vor der Sudetendeutschen Hütte.
(v.l.n.r.) Alexander S. Weismann, Hartmut Otto, Heinrich Nitz, Christian Roth, Peter Ziegler, die Hüttenwirtin Lemi, Jörg Machill und Martin Herbst. Nicht auf dem Bild, der Fotograf und Hüttenwirt Kami.

Der Neuschnee gestaltete den Abstieg nicht gerade als Wanderung, es war mehr oder weniger eine Rutschpartie; nach ca. 300 Höhenmeter war der Schnee in Regen übergegangen und der Rest des Weges war bis zum Eintreffen in Bad Hersfeld war ohne erhöhtes Risiko.

Alle Teilnehmer des Arbeitseinsatzes waren mit dem Versprechen auseinandergegangen, auch im nächsten Jahr wieder zur Verfügung zu stehen.
Insbesondere freut sich der Hüttenverantwortliche vom DAV Bad Hersfeld Hartmut Otto aus Dankmarshausen auf seinen 20.ten Einsatz in 2021.

Wie wir inzwischen erfahren haben, werden die Hüttenbewirtschafter Kami und Lemi aus Nepal in 2021 der Sudentendeutschen Hütte nicht mehr zur Verfügung stehen. Aufgrund der Corona - Einschränkungen konnten nur wenige Übernachtungsgäste aufgenommen werden und 2020 wird mit einem Verlust abschließen.

Die Patenschaft der DAV-Sektion Bad Hersfeld zur Sudentendeutschen Hütte wird auch in 2021 fortgeführt.